12August
2019

Tag 6 - 12.08.: Auf zum Gipfel! :)

Leider ist die kurze Nacht nicht wirklich prickelnd. Kathrin hat Kopfweh und muss sich irgendwann übergeben, daher sind unsere Guides schon früher als geplant bei uns im Zelt, um unseren Gesundheitszustand für die Gipfelbesteigung zu checken. Leonie hat große Bedenken, dass ich loswandern soll. Wir laufen kurz draußen rum, um zu gucken, was der Kreislauf so macht, und entscheiden dann schließlich, hoch zu gehen. Ambrose sagte auch, wir könnten schließlich jederzeit umkehren.

Um Mitternacht geht’s los, bewaffnet mit Stirnlampe. Es ist zappenduster und kalt und der Aufstieg hat es echt in sich. Leider geht es Leonie irgendwann sehr schlecht, sie schläft fast beim Gehen ein und ist nicht ganz bei sich. Also ist klar - Leonie muss zurück. Leider. Ambrose bringt sie runter, während ich mit Jacobo weiter laufe. Hinterher wird mir klar, dass ich mit Leonie hätte runter laufen sollen, auch wenn wir verabredet hatten - muss einer abbrechen, geht der andere zum Gipfel...

Ich setze also stundenlang mühsam ganz langsam Schritt vor Schritt, Jacobo vorne weg. Wie er in dieser Düsternis den Weg durch das ganze Geröll findet, ist mir schleierhaft. Das einzige, was man sonst noch sehen kann, sind die Stirnlampen von Wandertrupps vor oder hinter uns - einzelne Lichtpunkte wie Glühwürmchen auf kleinen Perlenschnüren in der Nacht. Es ist super mega anstrengend, leider kann ich zwischendurch nicht viel essen oder trinken, weil mein Magen immer noch flau ist. Zwischendurch denke ich echt, ich kann gleich nicht mehr, meine Beine streiken und können gleich keinen Schritt mehr tun. Aber irgendwie geht es doch immer weiter.

Nach ca. 6,5 Std. und 1.235Hm stehen wir tatsächlich am Stella Point (5.765m), auf dem Kraterrand des Kibo. Der letzte Anstieg durch Geröll und lockeren Lavasand hatte es noch mal in sich, dafür geht hinter uns jetzt langsam die Sonne auf und färbt den Horizont rosa. Ich denke, jetzt kann ich echt nicht mehr, aber mein Führer geht wie selbstverständlich weiter: noch eine Stunde zum Uhuru Peak auf 5.895m, dem höchsten Punkt Afrikas. Geschafft!! :) Da stehen wir nun nach insg. 7,5 Std. Aufstieg und sehen um uns herum Gletscher und den Vulkan-Innenkegel des Kibo. Es weht ein eisiger Wind, leider hat durch die Kälte mein Handy den Geist aufgegeben und meine kleine Digi-Kamera habe ich tatsächlich im Schlafsack vergessen, daher kann ich noch nicht mal Fotos machen. Wir halten uns deswegen gar nicht so lange oben auf und machen uns bald an den Abstieg. Irgendwann ist es hell genug, dass wir die Stirnlampen aus machen können und jetzt sehe ich zum ersten Mal die steinigen Geröllhänge des Kibo. Der Abstieg (auf einer anderen Route) geht erfreulicherweise um um einiges schneller als der Aufstieg, ist aber trotzdem noch anstrengend. Ich würde schätzen, insgesamt so 11 Stunden waren wir bestimmt unterwegs.

Wieder zurück im Camp geht es dann nach kurzer Erholung und einem hot lunch los auf den Abstieg auf der Mweka-Route. Puh, noch mal zu wandern ist für mich echt anstrengend, ich laufe teilweise wie auf Auto-Pilot und Leonie nimmt mir irgendwann meinen Rucksack ab.

Nach etwas über 2 Std. und 700Hm später sind wir am High Camp auf 3.950Hm angekommen. Kurz ausruhen, dann geht es noch mal 1:40 Std. und 850Hm weiter runter bis zum Mweka Camp auf 3.100Hm, unserem letzten Camp. Die Landschaft ist jetzt schon merklich anders, grüne Täler und kleine gelbe Blümelis am Wegesrand.

Wir ruhen uns aus (durch die für uns inzwischen relativ niedrige Höhe endlich mal keine Kopfschmerzen), dann gibt’s Essen und wir schlüpfen früh in unsere Schlafsäcke.